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VERPEILTOUR ALS LÜCKENFÜLLER DER ALPENÜBERQUERUNG E5

Gastbeitrag von Frank Demmler

Unsere kleine Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran lag nun schon zweieinhalb Monate hinter uns. Eine lange Zeit, in der sich klare Eindrücke von Wegen und Pfaden in den Alpen in verblasste Erinnerungen an Berge transformierten. Diese Erinnerungen lassen sich nur durch Fotos auffrischen…

Also Rechner an, Alpenfotos ausgewählt und angeschaut. Toll, traumhaft, wunderbar und überwältigend war doch die 6 tätige Tour von Oberstdorf über Wenns und Zams nach Meran. An Steinbockherden bei der Memminger Hütte vorbei, erlebten wir tolle Pfade durchs Pitztal und sportliche Aufstiege, wie z.B. der auf die Braunschweiger Hütte (2700 m).

Doch halt, Moment mal. Da war doch noch was! Etwas fehlt. Genau, ein Teilstück der Tour, das wir aufgrund des vielen Schnees nicht bewältigen konnten. Es handelte sich um den Abschnitt zwischen dem Kaunertal und dem Pitztal über die Verpeilhütte an der Verpeilspitze vorbei.

Diese Lücke galt es zu füllen und sofort richtete sich mein Blick auf meinen Kalender. Es zeigte sich ein leeres Feld am vierten Augustwochenende. Nun ganz schnell: Route eingetragen, Packliste herausgeholt, Tour geplant und die Betten in den Hütten reserviert.

Das Wochenende war nun da. Diesmal bewältigte ich die Wanderung mit David, einem Kumpel aus dem Studium. Los ging’s von Stuttgart mit dem Auto nach Trenkwald. Gegen 16 Uhr angekommen, stülpten wir die Wanderklamotten über und gingen schnellen Schrittes in die Berge Richtung Verpeilhütte. Das Wetter war leider nicht sonderlich gut. Es war leicht windig, um die 14°C und bewölkt. Die Berge wirkten kahl, kalt und unwirtlich. Nach ca. drei Stunden erreichten wir den höchsten Punkt der ersten Etappe, einem Bergkamm mit 2200 m Höhe. Dort oben stellten wir fest, wie schön es doch wäre, Handschuhe dabei zu haben. Nach kurzer Pause und ca. zehn Fotos, stiegen wir durch ein schwer begehbares Geröllfeld Richtung Tal zur Verpeilhütte hinab. Dort kamen wir gegen 20:30 Uhr hungrig an. Wir ließen den Abend mit Brot, Wurst und diversen Weißbieren ausklingen und gingen recht früh zu Bett, um fit für die lange Samstagstour zu sein.

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Der Samstag stand vor der Tür. Auf dem Plan stand der Weg von der Verpeilhütte über die Mainzer Hütte und den Cottbuser Höhenweg zur Rifflseehütte. Eine gemütliche Eintagestour! 06:30 Uhr standen wir auf und packten unsere Sachen. Wir beendeten unser reichhaltiges Frühstück gegen 07:30 Uhr und stiegen in Richtung Verpeilspitze auf. Die Sonne schien und ließ die umliegenden turmähnlichen Gebirgszüge, die sogenannten Verpeiltürme, prachtvoll und mächtig erscheinen. Die Landschaft ist dort so wunderbar, wie sie in vielen Reiseführern erwähnt wird. Nachdem wir die Verpeiltürme linker Hand passiert hatten, erreichten wir ein Schneefeld mit anschließendem Klettersteig, den wir zur Überwindung des Bergkamms begehen mussten. Wir durchquerten mit einer Hand am Stahlseil schroffe Geröllfelder und stiegen auf der anderen Seite des Kamms über mehrere Leitern wieder ab.

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Hungrig und durstig erreichten wir 20 Minuten nach dieser kleinen Kletterei ca. 13 Uhr die Mainzer Hütte. Dort machten wir eine ausgiebige Mittagspause und verspeisten Spaghetti und tranken alkoholfreies Bier. Völlig übersättigt, ließen wir uns noch im hellen Sonnenschein nieder und streckten unsere weißen Gesichter der strahlenden Sonne entgegen. Naja, wer die Alpen kennt, weis wie wichtig Sonnencreme ist. Und dass man diese auftragen sollte, bevor man sich der Sonne aussetzt!

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Wir schritten weiter etwas bergab in Richtung der Hütte und bewältigen den Cottbuser Höhenweg, der sich als eine Art Panoramaweg herausstellte. Das heißt, er befindet sich auf einer Höhenlinie und ist recht einfach zu gehen. Wie Wandern, nur höher! Nach dieser ca. zweieinhalb stündigen Passage kamen wir an einen etwas schwierigeren Klettersteig, der jedoch mit kleinen Klettereinlagen recht schnell und sicher überwunden wurde. Ein nicht enden wollender Weg zur Hütte folgte. Mit etwas bedrückten Gemütern – auf Grund des langen letzten Teils der Etappe – erreichten wir endlich ca. 19 Uhr die hervorragend ausgestattete Hütte.

Wie immer hatte ich nicht viel Bargeld dabei und ich hatte auch vor der Tour vergessen, welches zu besorgen. Das bedeutete, dass wir rechnerische Kniffe anwendeten, um unser Abendmahl sicher zu stellen. Die Auswahl auf der Speisekarte war durch den geringen Etat damit eingeschränkt. Am Ende gab’s Spätzle, Schnitzel und 4 Weißbier. Recht müde nach der Tour und dem Abendessen fielen wir in unsere Betten.

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Am Sonntag, unserem letzten Tag der Tour, war „nur“ der Abstieg nach Trenkwald zu bewältigen. Wir rechneten mit ca. drei Stunden reine Gehzeit, konnten den mühsamen Abstieg aber schon in zwei Stunden bewältigen. Es ging durch Wälder und an Kuhherden vorbei, die wir großräumig umliefen. Wer den letzten Blog gelesen hat, weis warum…
Im Tal angekommen, liefen wir noch ca. eine Stunde bachabwärts Richtung Auto und erreichten dieses ca. 14 Uhr. Bergklamotten vom Körper gestreift, Fahrzeug betankt und los ging’s zurück in die berglose „langweilige“ Wirklichkeit…

Zusammenfassend kann ich sagen, dass diese Verpeiltour eine wunderbare Wochenendwanderung mit phantastischer Gegend, großartigen Hütten und ausreichender Wanderabwechslung war. Erinnerungen an die Alpenüberquerung wurden wach, als ich am Anfang und am Ende der Tour die umliegende Landschaft und sogar die Braunschweiger Hütte erkannte. Die kleine Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran kann damit abgehakt werden.

Bis zum nächsten Mal.
Frank